Drei Freunde

Sie stärken uns im Alltag den Rücken, helfen uns durch Krisen oder lassen uns einfach das Miteinander geniessen. Freundschaften tragen ein grosses Stück zur Lebensqualität bei. Sie verbinden, inspirieren und machen Grosses möglich: Ronald Reagan und Michail Gorbatschow zum Beispiel hatten Ost und West angenähert. Die Freunde Georg Lucas und Steven Spielberg hatten mit «E. T. – der Ausserirdische» Filmgeschichte geschrieben. Unsere drei Protagonisten wiederum schenken sich gegenseitig Hilfe, stehen einander mit Rat und Tat zur Seite und meistern so spannende und knifflige Aufgaben.

Die ersten Freundschaften schliessen wir, noch bevor wir richtig sprechen können. Bereits im Sandkasten tasten wir uns an die Thematik heran, im Kindergarten finden wir unsere ersten Gspänli und in der Schule lernen wir, was Cliquen sind und wie wichtig es ist, die richtigen Menschen um sich zu haben. Wir machen die Erfahrung, wie sehr missbrauchtes Vertrauen schmerzen kann, wem genau wir unsere Geheimnisse wirklich anvertrauen dürfen und für wen es sich lohnt, die Kastanien aus dem Feuer zu holen.

Später vertiefen wir diese Bündnisse, machen neue Bekanntschaften und verlieren alte aus den Augen. Einige gehen gar zu Bruch. Denn Freundschaften sind dynamisch – mehr denn je. Wo unsere Eltern und Grosseltern noch in festen Strukturen lebten, Freundschaften quasi in Stein gemeisselt waren, ist heutzutage alles in Bewegung. Wer da nicht arg Acht gibt, kann in unserer Gesellschaft schneller einsam werden als sich das Wort buchstabieren lässt; bildlich gesprochen natürlich.

Freundschaften im Berufsleben sind wunderbar, aber keine Selbstläufer. Falsche Erwartungen, Neid und Konkurrenzdenken können zu Konflikten führen.

Daniel, Reto und René sind sich dessen bewusst. Sie wissen, wie wichtig ein gutes Konflikt–management untereinander ist und dass Flexibilität, Toleranz und Offenheit die tragenden Pfeiler einer Freundschaft sind. «Ich selber verändere mich ja auch und darum kann ich nicht erwarten, dass meine Freunde so bleiben, wie sie einmal waren», sagt Daniel Mäder schmunzelnd. Klingt einfach, ist in der Realität aber nicht immer leicht in der Handhabung. Auch bei unseren drei Freunden kommt manchmal Sand ins Getriebe und es gibt Meinungsverschiedenheiten. Ob es denn dabei auch Zoff gebe, will ich wissen. «Nicht wirklich», sagt Reto Bärtschi ernst und präzisiert: «Freunde sind auch dann Freunde, wenn sie nicht derselben Meinung sind. Wir arbeiten ja auch zusammen, profitieren voneinander und wenn es darum geht, Probleme zu lösen, dann will ich auch eine ungeschminkte Meinung; selbst wenn diese nicht das ist, was ich vielleicht gerne hören würde.» René Schwarz nickt bestätigend und ergänzt metaphorisch: «Wenn nötig, muss man von einem guten Freund auch einmal einen Faustschlag einstecken können.»

Gerade unter Arbeitskollegen ist die Tonalität der Kritik nicht unwesentlich und sorgt dort, wo man sich weniger gut kennt, schon mal für Missverständnisse oder gar böses Blut. Besonders dann, wenn man auch ausserhalb der Arbeitswelt miteinander zu tun hat, kommt zur Sachebene verstärkt auch die Beziehungsebene dazu. «Andererseits ist das auch ein Vorteil», meint Daniel Mäder und erklärt: «Wir drei sind selbständigerwerbend, jeder für sich selber und im Grundsatz nicht voneinander abhängig. Was wir tun, das tun wir aus freien Stücken und weil wir einander blind vertrauen. Zwischen uns gibt es weder Neid noch Missgunst. Im Gegenteil: Wenn wir gemeinsam eine spannende Büez machen können, ist das für jeden von uns ein grosser Aufsteller.» Weiter meint Mäder: «Stimmt das Vertrauen, findet sich der Mut für beherzte Vorhaben und kühne Abenteuer automatisch.»

Der Gärtner, der Künstler und der Metallschlosser sind keine bedeutenden Staatsmänner und sie schreiben auch keine Filmgeschichte. Aber sie sind erfolgreich und haben verstanden, dass Freundschaft fragil ist und genauso viel Sorgfalt erfordert wie jedes andere kostbare Gut. Oder in den Worten von René Schwarz: «Freundschaft ist wie ein Baum. Sie gedeiht langsam, wird dabei stämmig und biegsam. Trotz Wind und Wetter bleibt der ausgewachsene Baum der Freundschaft standhaft und knickt nicht bei der kleinsten Böe ein.»

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen im MAGAZIN ZÜRICH Nr. 13 (2016) des Leo Verlags

Text: Meret Steiger
Fotos im Magazin: Sebastian Magnani

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